Noch viel vor: Das 7. Filmfest Bremen
Über 180 Filme aus 38 Ländern, 9 Wettbewerbe, Bremer Filmpreisverleihung: Beim Filmfest Bremen ist einiges los in der Stadt, auch im Theater Bremen. Dessen Pressesprecherin Diana König hat mit dem Festivalleiter Matthias Greving und Programmleiterin Sylvia Ilona Rieke gesprochen.
Am 20. April startet das 7. Filmfest Bremen, im vergangenen Jahr lief es corona-bedingt nur im Stream, dieses Jahr seid ihr hybrid unterwegs: Man kann live im Kino- oder bei uns im Theatersessel sitzen, man kann aber auch von zuhause aus schauen.
Sylvia Ilona Rieke: Ja, das wollen wir ab jetzt immer so machen. Wir haben im letzten Jahr gemerkt, dass das digitale Festival für Filmschaffende und -interessierte international zugänglich war, da waren Menschen aus ganz verschiedenen Ländern dabei. Das jetzt mit dem Publikum in Bremen vor Ort zu verbinden, ist unser Anspruch. Das Beste aus beiden Welten sozusagen.
180 Filme aus 38 Ländern sind vertreten. Wer sucht die eigentlich aus?
Matthias Greving: Es gibt für jede Sparte eine eigene Sichtungskommission mit Leuten aus der Filmbranche und der Filmwissenschaft. Nur Ilona ist als einzige in jeder Kommission vertreten.
Du hast alle Filme gesichtet?
Sylvia Ilona Rieke: Ja, das waren so um die 600 für dieses Festival.
48h-Kurzfilm-Wettbewerb in der Schauburg, internationaler Schmalfilmwettbewerb im City46, ein Mix aus Virtual Reality, Installation und Interaktion in der Kunsthalle, viele gute Filme in den beteiligten Kinos – was gibt’s im Theater Bremen?
Matthias Greving: Los geht es natürlich am 21. April zur Eröffnung mit der Verleihung des Bremer Filmpreises, der von der Sparkasse gestiftet wird, an Aki Kaurismäki. Der ist auch drei Tage während des Festivals hier, wir machen eine Retrospektive mit seinen Filmen und seine Lieblingsband spielt ein Konzert in der Schauburg. Uns ist es wichtig, dass der Filmpreis an jemanden geht, der das dann auch lebt, der wirklich ein Interesse daran hat, sich hier auszutauschen. Der Abend geht dann weiter mit dem Eröffnungsfilm und Berlinale-Gewinner Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush, der zum Teil in Bremen gedreht wurde.
Sylvia Ilona Rieke: Freitag haben wir dann das Panel Innovation im Theater und die Vorstellung des Programms CLOSEUP von der nordmedia. Da geht es nicht um klassische Filme, sondern um crossmediale Formate, die über den Bildschirm hinaus wirken, zum Beispiel durch Einbeziehung anderer Medien. Es geht auch viel um Nachwuchsförderung. Der Samstag steht dann im Zeichen der Interdisziplinarität: Beim Super-8-Event werden die nur 3 Minuten und 20 Sekunden langen Filme live durch den Musiker Miles Perkin, der auch am Theater Bremen regelmäßig als Gast arbeitet, vertont. Dazu kommen Performances unterschiedlicher Teams, die live dazu Texte sprechen. Es gibt nur eine Probe am Nachmittag, dann geht es raus auf die Bühne …
Matthias Greving: Der Abschluss am Sonntag ist die Preisverleihung – wir haben neun Wettbewerbe und vergeben insgesamt 17.500 Euro Preisgeld. Danach gibt es noch lange Musik. Die ganze Zeit über ist im noon, im Foyer vom Kleinen Haus, die Filmfest-Lounge, ein kleiner Branchentreffpunkt.
Ihr habt ja auch einen Schwerpunkt mit Filmen aus Bremen und Niedersachsen. Warum ist Bremen so ein guter Filmstandort?
Sylvia Ilona Rieke: Es ist groß genug, um interessante Drehorte zu bieten und Nachwuchs zu fördern, aber klein genug, um sich zu vernetzen. Wenn hier jemand einen guten Film macht, bekommen das alle mit.
Matthias Greving: Bremen ist filmisch auch noch recht unbespielt, es stehen nicht an jeder Ecke sechs Drehteams. Trotzdem hat es auch durch Radio Bremen einen guten Ruf in der Branche, es gilt als Innovationslabor. Wenn man jetzt in andere Städte guckt, dann haben die teilweise Filmfeste, die auf eine lange Tradition zurückblicken, manche machen das schon seit 30 Jahren. Da haben wir noch viel vor uns …
Veröffentlichung: 19.4.22