Tanz

Kleines Haus

-- kein Titel --

von Alexandra Morales / Unusual Symptoms

„Last night I dreamt of the future.“ (aus Apichatpong Weerasethakuls Film Uncle Bonmee Who Can Recall His Past Lives) — Sich ans eigene Leben zu erinnern, kann ein schmerzhafter Prozess sein. Nicht nur, weil sich darüber eben das Schmerzhafte wiederholt. Sondern weil damit oft die Sehnsucht verbunden ist, es mögen sich hinter den Erinnerungen ein Anfang und ein Ende hervortun, ein Sinn vielleicht: Dass alles so gekommen ist, weil es so kommen musste. Dass sich stets das Eine mit dem Anderen verband, sich sagen lässt – Zeit meines Lebens bin ich einer Idee gefolgt. Was aber, wenn so ein Leben im Gegenteil aus lauter Abbrüchen besteht? Aus zugeschlagenen Türen und verlassenen Pfaden?
Ausgelöst durch die Rückschau auf die eigenen biografischen Zusammenhänge stellt sich die Choreografin Alexandra Morales in ihrer ersten Arbeit für das Theater Bremen mit einer Reflexion über das Wesen der Erinnerung vor. Dabei spinnt sie kein Netz autobiografischer Erzählungen, sondern erzeugt in Aymara einen der Zeit enthobenen Atmosphärenraum voller Blicke, Geheimnisse und unausgesprochener Gewissheiten. Mit einem Ensemble aus zwei Tänzern, einem Musiker, einem Sänger, einem Akteur aus Lola Arias' Bremer Straßenoper und einem Kind spürt sie darin der Unfassbarkeit von Erinnerung nach, in der es weder erzählerische noch historische Gewissheiten, sondern nur den Vorgang des eigenen Erkundens gibt. Mit einer dezidiert eigenen Tanz- und Bildsprache kreiert Morales ein berührendes und ästhetisch bestechendes Sinnbild für den menschlichen Drang, das eigene Sein verstehen zu wollen.

Dauer: 70 Minuten, keine Pause