Black Story Month 2022
Ahmed Ismail organisiert den Black Story Month Bremen von Beginn an mit. Alina Holz aus der Marketingabteilung hat ihn zum Interview getroffen.
Alina Holz: Du engagierst dich seit Stunde Null beim Black Story Month in Bremen. Was ist deine politische Motivation?
Ahmed Ismail: Meine Familie ist eher wirtschaftlich orientiert und nicht wirklich politisch, daher bin auch ich erst relativ spät mit politischen Themen in Berührung gekommen. Mittlerweile würde ich mich aber als sehr politischen Menschen bezeichnen und der Black Story Month ist ein absolutes Herzensthema! Schwarze Geschichte wird in Deutschland, auch in Bremen, größtenteils ausradiert, wir leben nach wie vor in einer weißen Mehrheitsgesellschaft und Schwarze Perspektiven werden nicht ernstgenommen oder sogar unterdrückt. Auch Universitäten sind überwiegend eurozentrisch ausgerichtet, das gilt auch für Bildung im Allgemeinen. Ich als Schwarzer Mensch fühle mich einfach nicht repräsentiert in der deutschen Geschichtsschreibung, in der Kunst, in der Kulturarbeit ... Es geht um Sichtbarkeit und gesellschaftliche Teilhabe! Ich glaube, dass es daher wichtig ist, die Perspektiven Schwarzer Menschen aufzuzeigen und ihnen mehr Raum zu geben, Räumlichkeiten müssen insgesamt zugänglicher werden. Der Black Story Month ist ein Schritt in diese Richtung.
Was habt ihr in den letzten zwei Jahren für Erfahrungen gesammelt? Wie ist die Veranstaltung in Bremen angekommen?
Ahmed Ismail: Der Black Story Month ist in Bremen erfreulicherweise auf großes Interesse gestoßen. Es gab in den vergangenen zwei Jahren viele positive Rückmeldungen, auch in Bezug auf unser Programm. Bei der Planung des Programms war es uns wichtig, neben offenen Veranstaltungen auch Räume zu schaffen, die nur für Schwarze Menschen zugänglich sind. Das stößt teilweise auf Kritik und Unverständnis, auch von Schwarzen Menschen. Wir als Organisator:innen finden es aber wichtig, diese Räume anzubieten. Wir leben schließlich nach wie vor in einer rassistischen Gesellschaft. Diese Räume sind Save Spaces und Orte der Heilung für marginalisierte Gruppen, die täglich Diskriminierungserfahrungen machen und ihre Erlebnisse einfach mit anderen, die wissen, wovon sie sprechen, teilen wollen. Bei mir stellt sich teilweise auch eine Müdigkeit ein, die gleichen Dinge immer wieder zu erklären. Das kostet natürlich Energie und ist auch eine Form von Arbeit. Da denke ich mir oft: Google it yourself (lacht)! Oder meldet euch zu einem Critcal Whiteness Training an! Glücklicherweise merken mittlerweile viele Menschen, dass sie sich mit ihren Privilegien auseinandersetzen müssen. Und unser Programm beinhaltet auch einige spannende Veranstaltungen, bei denen jede:r herzlich willkommen ist.
Worauf freust du dich in diesem Jahr besonders?
Ahmed Ismail: Wenn ich unseren Flyer in den Händen halte, freue ich mich besonders über die wunderschöne Gestaltung! Dafür gilt Nicole Benewaah ein besonderer Dank. Natürlich freue ich mich auch über unser vielfältiges Programm. Ein Highlight für mich ist auf jeden Fall die Eröffnungsveranstaltung in der Schwankhalle, die wir in diesem Jahr auf die Beine gestellt haben. Darauf freue ich mich besonders! Wir feiern an diesem Abend die Vielfältigkeit Schwarzer Menschen und ihrer Kunst! Mit Konzerten, einer Fotoausstellung, Poetry Night und Spoken Word.
Ihr habt das Programm nicht nur zusammengestellt: Ahmed, du bist zum Beispiel auch bei der Eröffnungsveranstaltung beim Poetry Slam dabei. Wie bist du dazu gekommen?
Ahmed Ismail: Ich habe irgendwann vom Black Story Month in Hamburg gehört und selbst daran teilgenommen. Der Black Story Month wird in Städten wie Hamburg und Berlin schon seit über dreißig Jahren veranstaltet! Hamburg hat mich dazu inspiriert, auch in Bremen eine solche Veranstaltung auf die Beine zu stellen.
Durch diese Erfahrung bin ich politisiert worden, war bei Poetry Slams als Zuschauer dabei und habe selbst angefangen, politische Gedichte zu schreiben. In denen geht es eigentlich immer um Widerstand, Gedichte zu schreiben ist eine sehr selbstermächtigende Erfahrung für mich. In Bremen habe ich bereits Poetry Slams im Lagerhaus und in der Spedition mitveranstaltet. Und am Samstag werde ich auch auf der Bühne stehen, ich bin schon ziemlich aufgeregt!
Am Dienstag, 8. Februar um 18 Uhr findet die Online-Lesung Why We Matter: Das Ende der Unterdrückung mit Dr. Emilia Roig via Zoom statt. Mit vorheriger Anmeldung an blackstory.month@gmx.de
Veröffentlichung: 3.2.22