She's Britney, B*tch!
Es ist Shirin Eissas letzte Premiere am Theater Bremen: Sie steht beim Britney Spears-Liederabend mit auf der Bühne auf dem Goetheplatz: Stefan Bläske, der Leitende Dramaturg im Schauspiel führt ein Gespräch zum Abschied.
Britneys Pop-Songs sind Welthits und prägten eine ganze Generation. Auch dich?
Shirin Eissa: Na klar! Ihre Hits haben uns ordentlich ins Schwitzen gebracht vor lauter Tanzen, Hüpfen, Mitsingen oder Grölen, wie man es nennen mag ...
Du hast dich nun intensiv mit Britney und ihrem Leben beschäftigt. Was ist das Besondere am Phänomen Britney?
Beim Phänomen Britney geht es für mich viel weniger um Britney selbst und viel mehr um die Umstände, die sie Stück für Stück, ja man könnte es schon so nennen, zu einer „Gefangenen“ gemacht haben. Eine Frau, die ihrer Rechte – und hier muss man wirklich sagen, ihrer grundlegenden Menschenrechte – beraubt wird. Ihres Rechts auf Selbstbestimmung. Was Britney passiert ist, was ihr angetan wurde – sie als erwachsene Frau unter Vormundschaft zu stellen ohne die Möglichkeiten, da heraus zu kommen, sich keinen eigenen Anwalt holen zu können, nicht über das eigene Geld verfügen zu dürfen, nur mit Erlaubnis das Haus verlassen zu dürfen – das ist unvorstellbar. Und sie ist kein Einzelfall. Das finde ich sehr wichtig rauszustellen. Sie mag ein sehr berühmter und spezieller Fall sein, aber täglich werden Frauen ihrer Rechte beraubt. Und nicht nur Frauen. FLINTA* (Frauen, Lesben, inter-, nicht-binäre, Trans-, Agender-Personen) müssen so viel mehr kämpfen und arbeiten für ihre Freiheit, ihre Selbstbestimmung, ihre Karriere. Auch in der Musikbranche. Sie ist ein Beispiel dafür, dass jede Frau nur sich selbst gehört und niemand anderem. Dass jeder Mensch nur sich selbst gehört!
In unserer Inszenierung werden alle irgendwie zu Britney. Die Ensemblespielerinnen, die Musiker:innen, die Schauspieler:innen des Blaumeier-Atelier. Wie läuft diese Zusammenarbeit?
Regisseurin Anne Sophie Domenz hatte von Anfang an einen klaren Fahrplan. Die ersten Tage haben wir uns kennengelernt und gemeinsame Körperübungen gemacht. Dann haben wir begonnen, parallel zu proben. Während das Blaumeier-Atelier Choreografien einstudiert hat, angeleitet und erdacht von Hale Bo Enzo Richter, hatten wir Gesangsunterricht bei Lea Baciulis, haben die Songs einstudiert, Texte gelesen etc. und freitags gab es das große Zusammenkommen, da hat sich das gesamte Team zur großen Band- und Choreografieprobe getroffen. Und jetzt in den Endproben sind wir natürlich meistens beisammen und fügen alles zusammen.
Für dich ist es die letzte Premiere in Bremen, nach zuletzt Antigone und Solange wir leben. Im Sommer wechselst du nach Hannover. Was heißt das für dich?
Es ist emotional. Ich war fünf Jahre hier, durfte auf so viele tolle Menschen treffen und möchte mich bedanken. Es ist schön mit Sophie die Abschlussarbeit zu machen, weil mich ihr vorheriger Liederabend Because the Night hier sehr lange und auf besondere Weise begleitet hat. Und ich freue mich, dass Britney draußen auf dem Goetheplatz spielt. Wie viele Menschen schon bei den Proben freudig stehen geblieben sind, da darf ich der Stadt nochmal ganz anders begegnen. Ich freue mich auf die lauen Sommerabende, wo wir mit Bremen Britney feiern, das Zusammensein feiern, das Leben feiern. Danke für diesen nährenden, saftigen, liebevollen, kollegialen und hoffentlich fortwährenden Berufseinstieg an diesem Haus, in dieser Stadt.
Glücklicher Weise ist Hannover nah und du wirst Britney’s Fears und Solange wir leben weiterhin bei uns spielen. Und Ende Juni ist auch noch die Derniere von Because the Night, die sollte man nicht verpassen …
Veröffentlicht am 14. Mai 2025.