„Ist dieses Buch ein Theaterroman?“
Klaus Pohl kommt ins Theater Bremen. Zu einer Lesung. Aus seinem neuen Buch. Das einen anderen Schriftsteller bereits sehr begeistert hat: Joachim Meyerhoff zu Klaus Pohls „Sein oder Nichtsein“.
Klaus Pohl hat ein Buch zum Niederknien geschrieben und während man kniet darf man immer weiter staunen und lachen. Ist dieses Buch ein Theaterroman? Natürlich, aber weit mehr! Ist dieses Buch ein Liebesroman? Auch das. Ist dieses Buch ein Tagebuch, eine Komödie, eine Tragödie? All das.
Es ist das schönste und wildeste Miteinander literarischer Gattungen, dass sich denken lässt.
Schon die Grundidee ist eine ganz Wundervolle: Klaus Pohl spielt in der legendären Hamlet-Inszenierung von Peter Zadek den Freund Hamlets Horatio und genauso wie dieser die Tragödie Hamlets in die Welt tragen soll, so trägt der Autor Pohl die Geschichte der wahrhaft herrlichen und schmerzlichen Probezeit in die Welt. Während der langen Wochen dokumentiert er auf hunderten von Seiten die Gipfel und Abstürze der Schauspieler und ihres genialischen Regisseurs.
Jeder Roman träumt von solchen Protagonisten.
Da versammeln sich die Besten der Besten ihrer Zunft und ihrer Zeit zu einer letzten Großtat. Angela Winkler, Ullrich Wildgruber, Otto Sander, Eva Matthes, Hermann Lause. Was für Namen! Jeder für sich schon eine Legende, jeder einzelne würde eine ganze Aufführung tragen. Doch bei Peter Zadek teilen sich diese fantastischen Spieler ihre Garderoben und stehen alle gleichzeitig auf der Bühne. Selten hat man einen so tiefen und wahrhaftigen Einblick in das Entstehen einer Aufführung bekommen und selten ist es einem Autor gelungen den herrlichen Irrsinn, der Schauspielerinnen und Schauspieler treibt, in so plastische Szenen zu fassen.
Und über Allem schwebt das Stück aller Stücke: Hamlet.
Die ganz großen Fragen des Dramas kollidieren mit den abenteuerlichsten Hindernissen seiner Verwirklichung. Doch es ist weit mehr als ein Theaterbuch, es ist vielmehr eine tiefgründige Parabel auf das Ringen um Kunst. Wie weit ist man bereit zu gehen? Was ist der Preis für das Gelingen? Was bedeutet es eigentlich, als Künstler seine besten Tage bereits hinter sich zu haben? Klaus Pohl schreibt unerbittlich und zart zugleich von dieser eigenartigen Spezies der Schauspielerinnen und Schauspieler, die miteinander proben, sich betrinken, sich quälen und schließlich doch miteinander spielen und fliegen.
Klaus Pohl liest am Sonntag, dem 12. Juni, um 19:30 Uhr im Foyer des Theater am Goetheplatz aus seinem neuen Roman „Sein oder Nichtsein“.
Veröffentlichung: 1.6.22