Kurt-Hübner-Preis 2025 geht an Lieke Hoppe, Nachwuchspreis für Elisa Birkenheier
Verleihung durch die Bremer Theaterfreunde am 23. Juni um 20 Uhr im Kleinen Haus.
Der Kurt-Hübner-Preis der Bremer Theaterfreunde geht in diesem Jahr an die Schauspielerin Lieke Hoppe. Den Nachwuchspreis der Bremer Theaterfreunde erhält die Sängerin Elisa Birkenheier. Die Preisverleihung findet am Montag, dem 23. Juni im Kleinen Haus statt. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei, es gibt Zählkarten an der Theaterkasse.
In der Jurybegründung zum Kurt-Hübner-Preis heißt es: Mit großer Freude verleiht die Jury den Kurt-Hübner-Preis 2025 an die Schauspielerin Lieke Hoppe. Ob als Ismene in „Antigone“, als Helene in der Wiederaufnahme von „Vor Sonnenaufgang“ oder in zahlreichen prägnanten Momenten innerhalb des Ensembles von „Solange wir leben“ – stets gelingt es Lieke Hoppe, der Zerrissenheit ihrer Figuren eindrucksvoll Ausdruck zu verleihen. Ihre Darstellungen bewegen sich in einem spannungsvollen Zusammenspiel aus Forschheit und Zerbrechlichkeit und tragen maßgeblich zur Kraft des jeweiligen Ensembles bei.
Besonders hebt die Jury Hoppes herausragende Leistung in Andreas Kriegenburgs Inszenierung von „Cabaret“ hervor – einem Stück von bedrückender aktueller Relevanz. Ihre Interpretation der Sally Bowles offenbart eine komplexe, zutiefst menschliche Figur, deren Eigensinn und Lebenshunger ebenso berühren wie ihre verletzlichen, leisen Momente. Mit eindrucksvoller Bühnenpräsenz, stimmlicher Souveränität und großer schauspielerischer Präzision verleiht Lieke Hoppe der Rolle eine emotionale Tiefe, die lange nachwirkt.
„Ich freue mich so sehr! Es ist ein so schönes Gefühl, so gesehen zu werden und das auch noch in meiner Heimatstadt!“, sagt die gebürtige Bremerin Lieke Hoppe: „Mit diesen wundervollen Menschen im Ensemble! Mit dieser wundervollen Arbeit ‚Cabaret‘! Ich bin so gerührt und so froh und so ach! Einfach Danke!“
Mit dem Kurt-Hübner-Preis zeichnen die Bremer Theaterfreunde e.V. seit 1996 jährlich eine besonders herausragende künstlerische Leistung am Theater Bremen aus. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wurde bereits an die Schauspielerin Nadine Geyersbach und den Schauspieler Alexander Swoboda (2016), an die Jungen Akteure (2017), an den Chor des Theater Bremen unter Leitung von Alice Meregaglia (2018), an den Schauspieler Simon Zigah (2019), an Hausregisseurin Alize Zandwijk (2020), an die Sängerin Marysol Schalit (2022), an den Sänger Christoph Heinrich (2023) und zuletzt an die Musiktheater-Produktion „Doctor Atomic“ verliehen. Benannt ist der Preis nach Kurt Hübner, der von 1962 bis 1973 Generalintendant am Theater Bremen war.
Der Nachwuchspreis der Bremer Theaterfreunde wurde 2020 zum ersten Mal vergeben, er ist ebenfalls mit 5.000 Euro dotiert. Mit dem Preis sollen junge Theaterkünstler:innen ausgezeichnet werden, die aufgrund ihrer Leistung und Persönlichkeit als besonders förderungswürdig erscheinen. Er wird gemeinsam mit dem bereits 1996 ins Leben gerufenen Kurt-Hübner-Preis vergeben. Der erste Preisträger war Kapellmeister Killian Farrell, 2022 bekam die Schauspielerin Shirin Eissa den Nachwuchspreis, 2023 zeichnete die Jury den Musiker und Schauspieler Matti Weber aus, im Jahr 2024 den Schauspieler Levin Hofmann.
In der Jurybegründung zum Nachwuchspreis heißt es: Die Jury zeigt sich beeindruckt von Elisa Birkenheiers starker Gesamtleistung in einer Vielzahl größerer und kleinerer Rollen. Birkenheier überzeugt durch außergewöhnliche Wandlungsfähigkeit, große Bühnenpräsenz und stimmliche Präzision. Ihr lyrischer Sopran setzt sowohl in der Oper als auch im Musical markante Akzente – stets kraftvoll, ausdrucksstark und stilistisch sicher.
Den Höhepunkt einer starken Saisonleistung bildet ihr Auftritt in der Uraufführung von „Wellen“. In dieser gleichermaßen musikalisch wie szenisch anspruchsvollen Neuproduktion begeistert Birkenheier mit souveräner musikalischer Gestaltungskraft. Ihre Interpretation der herausfordernden Partitur zeugt von künstlerischer Reife und großem Potential. Die Jury sieht in Elisa Birkenheier eine außergewöhnlich vielversprechende junge Künstlerin, deren weitere Entwicklung mit Spannung und großer Freude verfolgt wird.
„Ich fühle mich sehr geehrt und sehe den Nachwuchspreis der Bremer Theaterfreunde als eine große Anerkennung meiner Arbeit und Wertschätzung meiner Person an“, so die 28-jährige Elisa Birkenheier: „Bedanken möchte ich mich bei der Jury, vor allem aber auch bei all meinen Kolleginnen und Kollegen auf und hinter der Bühne. Das Theater Bremen ist für mich ein besonderer Ort, an dem ich mich künstlerisch und persönlich entfalten kann und ich bin dankbar für die Atmosphäre und die Menschen, die hier arbeiten.“
Erstmals spricht die Jury neben der Verleihung der beiden Hauptpreise eine besondere Würdigung aus:
Mit ihrer eindrucksvollen Inszenierung von William Shakespeares „Hamlet“ haben die Jungen Akteur:innen am Theater Bremen erneut ein kraftvolles künstlerisches Zeichen gesetzt. Das Ensemble zeigt eindrucksvoll, dass großes Theater nicht an Alter oder professionellen Status gebunden ist, sondern aus Haltung, Ernsthaftigkeit und dem Mut zur eigenen Stimme entsteht. Die jungen Darsteller:innen nähern sich dem komplexen Stoff mit bemerkenswerter Spielfreude, Intelligenz und mit Tiefgang. Ihre Interpretation ist keine bloße Nacherzählung, sondern entwickelt eine eigene, kraftvolle Sprache, die Shakespeares Klassiker in einen zeitgemäßen, relevanten Kontext überführt. In der Verbindung von Texttreue und gegenwärtiger Ausdrucksform entsteht eine dichte, berührende Theatererfahrung.
Getragen von einem feinen Gespür für Gruppenprozesse bietet die Regie den notwendigen Raum zur Entfaltung – ohne die jungen Darsteller:innen zu überformen. So entsteht ein Hamlet, der eigenständig leuchtet: radikal, jung, suchend – und voller künstlerischer Energie. Diese Inszenierung steht exemplarisch für die hohe Qualität und Relevanz der Nachwuchsarbeit der Jungen Akteur:innen, die bereits 2017 mit dem Kurt-Hübner-Preis ausgezeichnet wurde. Sie ist zugleich ein Beleg dafür, welches kreative Potenzial in der nächsten Generation schlummert. Zu Ihrer großartigen Leistung gratuliert die Jury Tarek Aldebes, Davina Austin Mensah, Matilde Bär, Devrim Dinç, Mio Kunze, Ekin Laleci, Ida Lohof, Christopher Puchert, Sona Scherthan und Rosa Voelzke sowie der Regisseurin Joanna Praml und der Dramaturgin Dorle Trachternach.
Die diesjährige Jury setzte sich wie folgt zusammen: Martin Wiebcke (Künstlerischer Betriebsdirektor und Teil des Leitungsteams des Theater Bremen), Ursula van den Busch (Theaterfreunde), Lore Kleinert (Theaterfreunde), Daniel de Olano (Theaterfreunde), Eva Quante-Brandt (Theaterfreunde), Sophia Fischer (Radio Bremen), Jens Fischer (Journalist), Christine Gorny (Radio Bremen) und Andreas Schnell (Journalist).
Mehr zu den Preisträgerinnen:
Lieke Hoppe, 1993 in Bremen geboren und aufgewachsen, sammelte ihre ersten Theatererfahrungen mit acht Jahren am Oldenburgischen Staatstheater mit der Kinderoper „Der kleine Schornsteinfeger“ von Benjamin Britten. Es folgten zahlreiche Jugendprojekte, u. a. „Die Dreigroschenoper“. Sie studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig. Von 2015 bis 2016 war sie im Studio des Staatsschauspiels Dresden, wo sie u. a. in „Nathan der Weise“ in der Regie von Wolfgang Engel zu sehen war. 2016 trat sie am Düsseldorfer Schauspielhaus ihr Erstengagement an. Dort arbeitete sie mit Bernadette Sonnenbichler, Armin Petras, Simon Solberg, Roger Vontobel, Tilmann Köhler, Sönke Wortmann, David Bösch, Barbara Bürk, Clemens Sienknecht u. a.. 2018 gewann sie den Gustaf-Publikumspreis in Düsseldorf. Neben dem Theater dreht Lieke Hoppe auch für Film und Fernsehen. Seit der Spielzeit 21/22 ist sie wieder im Norden zuhause, als Ensemblemitglied am Theater Bremen gab sie ihren Einstand mit Armin Petras‘ Inszenierung „Milchwald“ und spielte seither u. a. in Pınar Karabuluts „Franziska“, Klaus Schumachers „Woyzeck“ und „Vor Sonnenaufgang“. In dieser Spielzeit war Lieke Hoppe bereits in Elsa-Sophie Jachs Inszenierung „Antigone“ und Alize Zandwijks „Solange wir leben“ und in Andreas Kriegenburgs „Cabaret“ zu sehen.
Die Sopranistin Elisa Birkenheier absolvierte ihr Gesangsstudium bei Prof. Rachel Robins an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Sie ergänzte ihre Ausbildung durch Meisterkurse und Unterricht bei Barbara Bonney, Mario Diaz und Caroline Merz. Bereits vor und während ihres Studiums konnte die Sopranistin erste Bühnenerfahrungen sammeln, u. a. am Theater Koblenz und am Theater Dortmund. 2022 war sie als Ida in „Die Fledermaus“ von Johann Strauß am Theater Bonn zu erleben. Elisa Birkenheier war Finalistin des „Bundeswettbewerb Gesang“ in Berlin und Endrundenteilnehmerin des internationalen Gesangswettbewerbs „Neue Stimmen“ der Bertelsmann-Stiftung. Sie ist Publikumspreisträgerin des Richard-Wagner-Verbandes Dortmund und Altstipendiatin der Friedrich-Naumann-Stiftung. Neben ihrer Operntätigkeit tritt Elisa Birkenheier regelmäßig als Solistin in Konzerten und Liederabenden auf. Engagements führten sie hier u. a. ins Beethoven Haus Bonn, nach Koblenz, Köln, Düsseldorf und Berlin. Seit der Spielzeit 22/23 ist sie Ensemblemitglied am Theater Bremen, wo sie bereits als Tebaldo in Verdis „Don Carlo“, Minnie Fay in Jerry Hermans „Hello, Dolly!“, als Najade in „Ariadne auf Naxos“ und als Drusilla in „Die Krönung der Poppea“ auf der Bühne stand. In der Spielzeit 23/24 gastierte sie am Hessischen Staatstheater Wiesbaden in der Musicalproduktion „Follies“ als Junge Heidi, in Bremen war sie in der Kinderoper „Zählen und Erzählen“, in „Macbeth“, als Servilia in „La clemenza di Tito“, als Ninetta in „Die Liebe zu den drei Orangen“ sowie in der Musical-Uraufführung „Der 35. Mai“ zu erleben. Derzeit steht Elisa Birkenheier u. a. als Musetta in „La Bohème“ und Lolo in der Opern-Uraufführung „Wellen“ auf der Bühne.
Zur Preisverleihung geht es hier.