Neu im Ensemble #7: Marie Smolka

In der Tschechischen Republik geboren und als Kind nach Deutschland gekommen. Sie hat erst Pharmakologie studiert und sich dann für ein Studium der Darstellenden Künste entschieden: Marie Smolka gehört seit dieser Spielzeit zum Musiktheaterensemble. Pressesprecherin Diana König ist ihr in ihre musikalische Welt gefolgt.

Eigentlich gibst du deinen Einstand im Theater Bremen ja in Der Bajazzo (Pagliacci) Ende Oktober, aber du standest hier schon einmal auf der Bühne: Du bist für Marysol Schalit eingesprungen und hast Imagine gesungen. Wie war das, so ein Sprung ins kalte Wasser?

Marie Smolka: Ich muss sagen, dass ich mich sehr gefreut habe, nicht so lange warten zu müssen. Auf das Publikum, die Bühne, den Raum kennenzulernen, die Kolleginnen und Kollegen, das Orchester. Normalerweise hätte ich die erste Berührung mit der Bühne Mitte Oktober bei den Endproben für Bajazzo gehabt. Imagine ist wahrlich ein grandioser Abend – das war ein sehr beflügelnder Einstand für mich. Vor allem wird mir das ausverkaufte Haus an dem Abend sehr in Erinnerung bleiben. Nach der Zeit, in der die Theater geschlossen waren, war es sehr berührend und emotional in lauter offene, fröhliche, und unmaskierte Gesichter zu schauen. Ein schöner Moment nach dieser schweren Zeit.

Leoncavallo oder John Lennon – das ist schon ein Unterschied. Eine ganz schön musikalische Bandbreite, die man als Sängerin in einem Ensemble abdeckt …

Marie Smolka: Für mich hat Musik gar keine Grenzen oder Eingrenzungen. Ich denke Musik nicht in Schubladen –  ob es Pop, Elektro oder klassische Werke sind. Musik nährt sich immer voneinander. Ich mache da keine Unterschiede. Die technische Herangehensweise ist aber natürlich eine komplett andere als in der Oper.

Ich habe gelesen, dass du eine besondere Leidenschaft hast für Barockmusik?

Marie Smolka (lacht): Oh ja, habe ich. Damit habe ich im Studium begonnen – und auch viel gastiert, unter anderem an der Oper Frankfurt, bei den Rheingau Festspielen oder am Theater Heidelberg. Das ist sozusagen mein Zuhause – ich liebe diese Musik, sie ist so pur und wahnsinnig nah am Menschen dran. Diese Leidenschaft für Barockmusik wird mich sicher mein Leben lang begleiten. Barock hat außerdem eine große Modernität, und jede Emotion wird musikalisch untermalt, nie kitschig, sondern rein. Bei einer Arie gibt es einen A-und einen B-Teil , dann eine Wiederholung des A-Teils, in dem man aber anders interpretiert als zu Beginn, das birgt für mich eine große, experimentierende musikalische Freiheit!

Nach dem Abi hast du erstmal Pharmakologie studiert. Von was hast du da geträumt?

Marie Smolka: Tatsächlich habe ich davon geträumt, in die Wissenschaft zu gehen, Neurologie. Irgendwann habe ich mir dann überlegt, eine eigene Apotheke zu haben, weil ich gern mit Menschen in Kontakt bin. Dann habe ich die Idee entwickelt, mich zu spezialisieren auf bestimmte Krankheiten und mit anderen Spezialisten eine Art Therapiezentrum zu eröffnen … Mich hat es nie interessiert, in einem Laborraum zu sitzen und für mich selbst zu experimentieren … Manchmal ist der Wunsch noch heute da, Medizin mit Musik zu kombinieren. Ich könnte mir vorstellen, mit Kindern Musiktherapie zu machen.

Was erhoffst du dir in Bremen, mit welchen Plänen bist du gekommen?

Marie Smolka: Mit Kolleginnen und Kollegen zu arbeiten, die sowohl musikalisch als auch szenisch an ihre Grenzen gehen und vielleicht auch darüber hinaus. Ich möchte mich ausprobieren, immer wieder neu entdecken. Ich habe das Gefühl, dass das Theater Bremen ein Ort ist, an dem dies möglich ist, wo das Potential und das Individuelle jedes Einzelnen geschätzt und miteinander verbunden wird, und dann eine Welt, eine Vision entstehen kann. In meinem Beruf ist man schnell eine Einzelgängerin und ich sehne mich danach, Teil eines Teams zu sein. Diese Kraft, die aus einem Ensemble entstehen kann, ist etwas ganz Tolles.  Das merke ich gerade bei Bajazzo, obwohl wir nur fünf Solisten sind, eigentlich ja eine sehr kleine Truppe, entsteht etwas sehr Großes gerade…. Und: das Meer und Werder Bremen, klar.

 

 

Veröffentlichung: 5.10.2021