Neu im Ensemble – Emma Floßmann
In Berlin-Weißensee geboren, in München studiert und in Bremen ihr erstes Festengagement: Die Schauspielerin Emma Floßmann feiert Premiere mit Die Kopenhagen-Trilogie. Pressesprecherin Diana König stellt sie vor.
In der Kopenhagen-Trilogie stehst du jetzt als eine der Toves auf der Bühne im Kleinen Haus. Kanntest du die Autorin Tove Ditlevsen schon vor dieser Produktion oder hast du sie, wie ich, dadurch entdeckt?
Emma Floßmann: Ich kannte sie vom Namen her. Meine Eltern und auch einige Menschen in meiner Umgebung haben die Bücher gelesen. Ich selbst hab sie dann erst in der Vorbereitung für die Proben gelesen.
Mich haben ihre Romane sehr berührt, wie ging es dir mit ihren Texten?
Mich hat das auch sehr berührt. Sie hat so eine Kompromisslosigkeit und sie hat etwas sehr Rigoroses, indem, wie sie ihr Leben gelebt hat und darüber geschrieben hat. Jedes Leben hat ein Narrativ, aber sie hat wirklich Kunst daraus gemacht. Für mich gab es einen großen Unterschied zwischen den stärker fiktionalisierten Romanen wie zum Beispiel Vilhelms
Zimmer und Gesichter oder auch der Erzählband Böses Glück, und der Kopenhagen-Trilogie.
Die anderen Bücher erzählen auch etwas aus ihrem Leben, auch wenn man das nicht immer
so merkt, aber in der Kopenhagen-Trilogie ist es ersichtlicher, dass sie über ihr eigenes Leben schreibt. Das ist auch fiktionalisiert, aber es ist total klar, dass es wirklich um ihr Leben geht. Das war ein richtiger Aufschrei in Dänemark als die Bücher veröffentlicht wurden, weil es ungewohnt war, dass jemand so schonungslos über sich schreibt, so gegen die Erwartungen an eine Mutter und Frau anschreibt. Je mehr man sich mit ihr beschäftigt, desto widersprüchlicher wird sie. Und das ist selten, dass man eine Frau in einer solchen Widersprüchlichkeit sieht. Meistens werden Frauen kategorisiert: das ist diese Art von Frau, das ist diese Art … Frauen werden selten ambivalent dargestellt oder gesehen.
Tove Ditlevsen gibt sich Blöße in ihrem Schreiben – und das ist gleichermaßen anrührend wie manchmal abschreckend.
Das finde ich das Großartigste an ihr, dass sie keine Angst hat, diese Komplexität zu erzählen und dass es ihr egal ist, wenn es jemanden überfordert. Das macht sie ganz plastisch, deshalb ist das so modern, deswegen gibt es diesen Hype um sie.
Regie führt Anja Behrens, Bühne und Kostüme verantwortet Laura Rasmussen, die Musik macht Line Felding, Dramaturgie Regula Schröter und auf der Bühne stehst du mit Irene Kleinschmidt und Lisa Guth. War das Thema in der Produktion, dass das Team aus so vielen Frauen besteht?
Ich weiß natürlich nicht, wie es gewesen wäre, wenn ein Mann in diesem künstlerischen Erarbeitungsprozess dabei gewesen wäre. Es ging am Anfang der Arbeit viel darum, wie wir als Team einen Zugang zu den Texten finden, fragen, was das mit uns zu tun hat und was uns daran bewegt und berührt – das wäre sicher anders gewesen, wenn ein Mann dabei gewesen wäre. Andererseits waren wir auch aus verschiedenen Generationen und da gab es auch viele unterschiedliche Perspektiven.
Auf der Bühne stehst du schon von Kindheit an. 11 Jahre warst du bei deinem ersten Auftritt. Wie kam es dazu?
Ich wollte Schauspielerin werden, wie jedes zweite kleine Mädchen – oder vielleicht wollte ich auch einfach nur berühmt werden. Da hat meine Mutter gesagt, dass wir das ausprobieren und hat mich in einem Kinder- und Jugendtheater angemeldet und da bin ich dann geblieben, bis ich 18 Jahre alt war.
In deiner Bio steht, du seist in Berlin-Weißensee geboren, das ist ja schon eine ziemlich präzise Angabe. Warum war dir das wichtig? Sind die Weißenseeer:innen anders als die Berliner:innen?
Ne, aber vielleicht ist Pankow anders. Pankow ist auf jeden Fall anders als zum Beispiel Charlottenburg. So würde ich das mal stehen lassen, da kann ja jede:r selber mal gucken.
Was machst du denn, wenn du nicht Theater spielst?
Viel ins Kino gehen, Freunde treffen, die nichts mit Theater zu tun haben, wenn es geht, irgendwo hinreisen. Und ich habe jetzt eine Küche und fange an zu kochen.
Du betonst das so – Freund:innen, die nichts mit Theater zu tun haben, ist dir das wichtig?
So sehr ich es genieße mit Leuten am Theater zu sein, ich finde, im Theater kreisen die Gespräche oft ums Theater – und als Schauspielerin versucht man ja, ein Spiegel der Gesellschaft zu sein und wenn da der Kontakt nach außen fehlt, was will man dann erzählen? Das ist mein großes Vorhaben für Bremen, mir etwas außerhalb des Theaters zu suchen. Und mich endlich politisch zu engagieren.
Was erhoffst du dir von den kommenden Jahren hier am Theater Bremen?
Viel zu spielen, unterschiedliche Sachen zu machen – vom Liederabend bis zu was Performativen. Tolle Kolleg:innen – obwohl ich glaube, dass das schon sehr so ist. Theater zu machen, das mit den Menschen zu tun hat.

Veröffentlicht am 12. September 2025.