„Popmusik ist besser als gar nichts“

Bald hat der große Britney Spears-Liederabend auf dem Goetheplatz Premiere. Er ist eine Kooperation von Blaumeier-Atelier und Theater Bremen. Karolin Oesker, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit bei Blaumeier, hat mit der Blaumeier-Schauspielerin Dorothe Burhop und der Regisseurin Anne Sophie Domenz gesprochen.

Ihr arbeitet gerade zum ersten Mal zusammen und macht mit Britney’s Fears. The Making of: A Princess, das am 18. Mai auf dem Goetheplatz vor dem Theater Premiere feiert, einen Liederabend über Britney Spears. Wie läuft's?

Dorothe Burhop: Am Anfang fand ich alles neu und komisch. Dann haben wir viel drüber gesprochen und ich habe mir den Song Stronger ausgesucht – der passt zu mir und ich mag ihn. Er strahlt Mut aus. Ich freue mich drauf, das richtig zu üben. Sophie fordert mich sehr heraus und nimmt mich auch mit. Manchmal muss ich überzeugt werden und brauche einen Anschub. Aber wenn man mir sagt, dass ich das kann, dann kann ich das auch.

Anne Sophie Domenz: Ich freue mich, dass Dorothe sich immer vorbereitet, was Neues erfindet und auf der Bühne anbietet. Zum Beispiel hat sie schon sehr früh im Prozess alleine ein Tanzsolo zu dem Song Stronger erarbeitet, das wurde jetzt mit Hale Bo Enzo Richter in den Choreografie-Proben ausgearbeitet. Dorothe macht so viel in Eigenleistung, strengt sich an und wird noch einen Monolog machen.

Wie kam es zu der Idee, mit Blaumeier zusammen zu arbeiten?

Anne Sophie Domenz: Für mich war es zuallererst Michael Börgerding, der hier bereits 2015 das inklusive Mittenmang-Festival installiert und im Haus Diversität gefördert hat. Auch auf der künstlerischen Ebene war es ein großer Wunsch, inklusiv zu arbeiten, das hat mir Lust gemacht und dann bin ich früh auf dich, Karolin, getroffen und wir waren uns einig, dass wir zusammenarbeiten wollen. Das hat sich jetzt eine Weile entwickelt und nun ist es endlich soweit – juhu!

Was interessiert euch an der Person Britney?

Anne Sophie Domenz: Britney Spears hat natürlich auch mit meiner eigenen Geschichte zu tun: Ich bin in den 90er Jahren als weibliche Person sozialisiert, auf dem Höhepunkt der Popmusik, aber auch von Frauenfeindlichkeit und patriarchalen Abhängigkeitsstrukturen im Show Business und durch Paparazzi, später verstärkt durch das Aufkommen von Social Media. Der Diskurs der #freebritney-Fans hat mich dann zu Britney geführt, ohne dass ich ein großer Fan ihrer Musik gewesen bin. Und dann ist mir aufgefallen, dass ihre Songs musikalisch sehr komplex sind, wenn man gut zuhört. Das haben wir jetzt für den Liederabend so arrangiert und umgesetzt, dass es möglich ist, Britney sehr gut zuzuhören.

Dorothe Burhop: Ich würde Britney gern fragen, wie ihre Vergangenheit war, wie sie mit dem Gefühl der Angst umgeht. Britney hat es nicht einfach mit den Paparazzi und ihr wurden ihre Kinder weggenommen, das macht mich traurig.

Ihr seid ein sehr großes Team mit unterschiedlichen Menschen – wie verteilen sich da die Aufgaben und wie genau geht also die Arbeit in einem inklusiven Ensemble?

Dorothe Burhop: Wir kommen gut zurecht. Ich kenne das Theater Bremen schon von einigen Gastspielen, die ich hier gemacht habe. Britney lenkt mich auf eine ganz andere Spur, ich mag eigentlich Schlager und Musicals, aber ich bin offen und Popmusik ist besser als gar nichts. In den Tanzproben ging es mir am Anfang zu schnell. Das habe ich gesagt. Dann haben wir langsamer geübt und uns aufeinander eingelassen, uns angepasst. Jetzt klappt es. Wenn man sich besser kennt, dann ist es toll. 

Anne Sophie Domenz: Ich habe mir dieses große Team bei Blaumeier so ausgesucht, ich wollte die Band genauso haben und in der Theaterprobe habe ich gesehen, wie liebevoll und professionell alle miteinander umgegangen sind – das wollte ich mitnehmen in mein Projekt am Theater Bremen. Wir alle mussten lernen, uns Zeit zu nehmen, das ist vielleicht das Geheimnis inklusiver Arbeit. Immer wieder drüber sprechen, Wiederholungen und auch Aushöhlungen zulassen und dadurch auf noch mehr zu kommen, als das, was sich unter Druck herstellen lässt.

Die Show findet draußen statt auf dem Goetheplatz, ihr spielt abends in die Dunkelheit hinein und es gibt eine große Treppe am Portal – was bedeutet sie für das Stück?

Dorothe Burhop: Ich habe normalerweise Höhenangst bei so einer hohen Treppe, aber mit viel Übung geht es, step by step. Und ich habe zwei Prinzen an meiner Seite, die mir helfen.

Anne Sophie Domenz: Für mich ist die Treppe auch mit Michael Börgerding verbunden, der die Fassade am Haus zu geschlossen und wenig zugänglich fand. Das wollte ich aufbrechen. Vielleicht wäre ein Fahrstuhl sogar besser und barrierefreier gewesen. Die Treppe ist eigentlich unfassbar größenwahnsinnig, ein wenig ironisch und vielleicht ist es auch eine Treppe in den Himmel …

Veröffentlicht am 12. Mai 2025.