Musiktheater

Theater am Goetheplatz

Così fan tutte

Dramma giocoso in zwei Akten von Wolfgang Amadeus Mozart
Regie: Laurent Chétouane

„Am Ursprung des Begehrens steht immer das Schauspiel eines anderen Begehrens.“ (René Girard) — Die Welt war aus den Fugen: Der Sturm auf die Bastille hatte stattgefunden, die Struktur der Monarchie und die damit verbundene Ständeordnung war in ihren Grundfesten erschüttert, als Mozart sich im Herbst 1789 an die Komposition seines Dramma giocoso „Così fan tutte“ machte. Perfekte Symmetrie scheint dem Stück und seiner Personage zu eigen – Dorabella liebt Ferrando und Fiordiligi liebt Guglielmo – in Wahrheit jedoch schwankt der Boden. Denn der aufklärerische Philosoph Don Alfonso behauptet, dass Frauen nicht treu sein können und es deshalb den Männern ein Leichtes sei, die Geliebte des jeweils Anderen zu verführen. Ferrando und Guglielmo schlagen in die Wette ein, ohne zu ahnen, welch emotionaler Sturm damit in Gang gesetzt wird: Ähnlich wie die Barrikaden der französischen Hauptstadt, zersplittern auch die Herzen der beiden adligen Paare im Verlauf der Oper. Die alte Ordnung ist außer Kraft gesetzt.

Dauer: 3 Stunden 20 Minuten, Pause nach dem 1. Akt

  • Fiordiligi Nadine Lehner
    Dorabella Ulrike Mayer
    Guglielmo Martin Kronthaler
    Ferrando Hyojong Kim
    Despina Alexandra Scherrmann
    Don Alfonso Christoph Heinrich
    Musikalische Leitung Clemens Heil
    Inszenierung Laurent Chétouane
    Bühne Matthias Nebel
    Kostüme Sanna Dembowski
    Licht Stefan Riccius
    Chor Daniel Mayr
    Dramaturgie Sylvia Roth
  • „Die Art und Weise, wie sich die Protagonisten ansehen und mehr und mehr in Verwirrung darüber geraten, wen ihre Liebe oder ihr Begehren eigentlich meint, das man so deutlich noch nie gesehen. Da brillieren fabelhafte Sängerschauspieler […]. Großen Raum hat auch die Musik. Das ist auch zu verantworten von dem neuen Kapellmeister Clemens Heil, der mit einem transparenten Mozartstil überzeugen kann: schnelle, aber ungemein variable, geradezu sensible Tempi, eine extreme Generalpausengestaltung, die immer wieder Musik aus der Stille entstehen lässt, die die doppelbödigen Energien herausschlägt, die das Werk so einzigartig machen.“
    Ute Schalz-Laurenze, Kreiszeitung, 7. Mai 2013

    „Ungewöhnlich kultiviert, ohne dabei aber blutleer zu klingen, sangen die Solisten, die Clemens Heil zu einem perfekt aufeinander abgestimmten Ensemble geformt hat. Das gilt vor allem für Nadine Lehner (Fiordiligi) und die Bremen-Debütantin Ulrike Mayer (Dorabella), deren Stimmen oft nuanciert und in vollendeter Harmonie erklangen. Mit ihren beiden langen Arien war Nadine Lehner an diesem Abend für die große Dramatik zuständig. Wieder einmal führte sie auf unnachahmliche Weise ihren in der Tiefe auffallend gut klingenden Sopran über Grenzen und beeindruckte mit der Intensität ihrer Darstellung. Ulrike Mayer verstand es vorzüglich, Dramatik in ihren dunklen, beweglichen Mezzo zu legen, ohne dabei zu forcieren oder die Klangbalance zu verlieren.“
    Markus Wilks, Weser Kurier, 7. Mai 2013

    „Der Franzose [Regisseur Laurent Chétouane] entwirft ein Dramma giocoso auf der sicheren Seite – aber nicht, weil seine Bremer Inszenierung Szeneschocks ausklammert. Eher führen seine schlichten Mittel zu Klarheit und Schlüssigkeit. […] Sechs vorzügliche Mozart-Sänger charakterisieren ihre Rollen persönlich differenziert, finden und entfernen sich ironisierend in den Ensembles: Nadine Lehner (Fiordiligi) mit genau der Mischung aus Leichtigkeit und Gewicht in ihrem Sopran und enormer Festigkeit in den irrwitzigen Sprüngen der Felsen-Arie. Ulrike Mayer (Dorabella) mit einem Mezzo von dunkler Intensität. Geschmeidig und höhensicher Tenor und Bariton von Luis Olivares Sandoval (Ferrando) und Martin Kronthaler (Guglielmo. Die „Drahtzieher“ Marysol Schalit (Despina) und Christoph Heinrich (Don Alfonso) changieren trefflich zwischen vorgegebener überlegener Kühle und Anteilnahme.“
    Horst Hollmann, Nordwest Zeitung, 7. Mai 2013

    „Die Kunst aber gewinnt durch solche Kompromisslosigkeit, die, plastisch wie nie, jene Hochspannung zwischen dem Libretto und der in fast durchgängiger Dissonanz zu ihm komponierter Musik freilegt: Wundervolle Sängerinnen, inspiriertes Orchester – und ein Sturm, der Staub und Kitsch wegweht.“
    Benno Schirrmeister, taz, 7. Mai 2013

    „Die Sängerinnen und Sänger, allen voran die großartige Nadine Lehner, ebenso wie die Bremer Philharmoniker unter der Leitung von Clemens Heil, und auch der Chor brillieren auf der höchstem Niveau.“
    Margit Ekholt, Radio Bremen, 7. Mai 2013

    „Die Rollen brillant besetzt, das Orchester weitestgehend spielfreudig in Mozarts beschwingter Partitur. Viel Arien-Applaus.“
    Corinna Laubach, Bild, 7. Mai 2013

    „Laurent Chétouane hat den Mut, keine stringente Lesart zu vermitteln, dafür aber einen intensiven Blick in die Scharniere des Zwischenmenschlichen. Dass ihm das gelingt, dafür sorgte das fabelhafte Sängerensemble, das ihm am Bremer Theater zur Verfügung steht. Indem er sehr sensibel und behutsam inszeniert und mehr auf Mienenspiel und Körpersprache achtet, gibt er seinem Ensemble genügend Möglichkeiten zu agieren.“
    Michael Pitz-Grewenig, Klassik.com, 8. Mai 2013