Schauspiel

noon / Foyer Kleines Haus

Illusionen

von Iwan Wyrypajew
Lesung mit Karin Enzler und Siegfried W. Maschek
eingerichtet von Viktor Lamert

„Ja, der Mensch ist sterblich, das wäre aber halb so tragisch. Tragisch ist, dass er manchmal plötzlich sterblich ist, das ist die Crux.“ (Bulgakov aus Meister und Margarita) – Man könnte meinen, dass Iwan Wyrypajew in seinem Stück „Illusionen“ eine Antithese zu Bulgakow aufstellt. Seine vier Protagonist:innen leben, allem Anschein nach, ein glückliches Leben und erreichen mehr als nur ein respektables Alter. Am Sterbebett reflektieren sie das eigene Dasein, im Hinblick auf die Liebe und ihre Beziehungen zueinander. Dabei entpuppt sich so einiges, was in Stein gemeißelt schien, als Fantasie. Hier hat es die Zeitspanne eines glücklichen menschlichen Lebens gebraucht, damit sich das Tragische und das Absurde vollends entfalten konnten. Nicht im Schicksalhaften liegt dabei die Tragik, sondern in der fälschlichen Annahme, das eigene Schicksal, die Gefühle – und auch die Liebe der anderen – im Griff zu haben. Die Wahrnehmung der eigenen Existenz muss zwangsläufig eine Illusion sein, die von einer übergeordneten Instanz, wenn es denn eine gibt, nur belächelt werden kann. Diese existenziell aufgeladenen Themen behandelt der Autor mit Pathos und Ironie und zugleich einer faszinierenden Leichtfüßigkeit. Das Publikum ist eingeladen, sich in den widersprüchlichen Aussagen der Paare, der vier Personen zurechtzufinden und Anregungen für die eigenen Lebensbewältigungsstrategien zu sammeln.

Es lesen: Karin Enzler und Siegfried W. Maschek, eingerichtet von Viktor Lamert