Musiktheater

Theater am Goetheplatz (Foyer)

Liebe als Passion

„Liebe als Passion“ mit dem Untertitel „zur Codierung von Intimität“, ist der Titel eines 1994 erstmals publizierten Essays von Niklas Luhmann, der fast schon zum geflügelten Wort geworden ist. Luhmann interpretiert den Wandel des Verständnisses von Liebe in einer sich verändernden Gesellschaft durch einen / in einem Sprachkanon, der sich selbst verändert. Wie lässt sich das Verständnis von Liebe in der Sprache der Oper vom 19. zum 20. Jahrhundert in ein heutiges Verständnis angemessen „decodieren“, d.h. übersetzen – diese Frage soll den Ausgangspunkt für eine zweiteilige Vortragsveranstaltung der Philosophischen Gesellschaft und des Theater Bremen mit Regisseur Benedikt von Peter bilden, der in seinen Inszenierungen von „La traviata“ und „La Bohème“ am Theater Bremen das Thema der Liebesvermeidung ins Zentrum stellt.

„Seit langem gehört es zum Wissensbestand der Soziologie, dass Fühlen und Handeln in Intimbeziehungen an kulturellen Imperativen orientiert sind und dass selbst sexuelle Beziehungen in Phantasie und Praxis diesem Einfluss Einschränkung und Steigerung verdanken. Die semantischen Codes, die diesen Einfluss steuern, unterliegen ihrerseits einem historischen Wandel. In einer gut dreihundertjährigen Entwicklung reagiert die Form der Liebessemantik auf eine zunehmende gesellschaftliche Ausdifferenzierung personaler, privater Intimität. Sie entwickelt sich von Idealisierung über Paradoxierung zur heutigen Problemorientierung“ (Niklas Luhmann, Liebe als Passion – zur Codierung von Intimität, Frankfurt am Main 1994).