Schauspiel

Kleines Haus

Mach es gut! Geschichte eines Arbeitslebens

von Sylvia Sobottka
Regie: Sylvia Sobottka

Eine junge Frau in Polen. Der Mann, in den sie sich verliebt, geht zum Geldverdienen nach Deutschland. Sie folgt ihm und arbeitet als Putzkraft. Das Verhältnis zu den Menschen, bei denen sie beschäftigt ist, bewegt sich in einem Spannungsfeld von Nähe, Intimität und Ausbeutung. Je älter die Menschen werden, desto mehr Aufgaben übernimmt sie. Erst den Einkauf, dann die Pflege. So kümmert sie sich um andere. Doch wer kümmert sich um sie? Regisseurin Sylvia Sobottka entwickelt auf Basis von Recherchen und ausgehend von ihrer Herkunft ein Theaterstück, das beispielhaft ist für viele Menschen, die im Dienste anderer stehen. In Deutschland beschäftigen über 3 Millionen Haushalte eine Putzkraft (die große Mehrheit davon schwarz beschäftigt). Knapp 5 Millionen Menschen sind pflegebedürftig. Wer macht diese körperlich wie psychisch fordernde Arbeit, in einem System gegenseitiger Abhängigkeiten? Persönlich und poetisch, mal bitter, mal humorvoll, zeigt die Inszenierung ein Porträt von Menschen im Reinigungs- und Pflegesektor, denen nach wie vor die Wertschätzung fehlt.

  • Milena Judith Goldberg
    Paul Christian Freund
    Danusia u.a. Susanne Schrader
    Herr Baumann u.a. Siegfried W. Maschek
    Frau Jansen u.a. Guido Gallmann
    Maja Tina Keserović
    Szenische Maske Anette Wahl

    Regie Sylvia Sobottka
    Bühne und Kostüme Lea Dietrich, Viva Schudt
    Licht Daniel Thaden
    Musik Sebastian Schlemminger
    Dramaturgie Stefan Bläske
  • „‚Mach es gut! Geschichte eines Arbeitslebens‘ hält dem Publikum den Spiegel vor. Wenn die Menschen, für die Maja arbeitet, ihr generös einen Sack alter Klamotten für die Familie schenken. Oder wenn sie Maja schwarz beschäftigen, ohne darüber nachzudenken, was das für ihre Rente bedeutet. Den Höhepunkt erreicht dies in einem wütenden Rap, den die dank Maskenbildnerin Anette Wahl live auf der Bühne gealterte Keserović an das Publikum richtet – ihr faltiges Gesicht mit ernstem Blick, riesengroß auf eine Leinwand projiziert. Ihre klare Botschaft: Veränderung muss man wollen. Und mit ‚man‘ ist die gesamte Gesellschaft gemeint.“ (Alexandra Knief, Weser-Kurier, 19. Juni 2023)

    „Es ist ein Einzelschicksal, hat aber eine ganz klare politische Verortung. […] Inszeniert hat es die Autorin selbst, Sylvia Sobottka, und die erzählt darin ein stückweit ihre eigene Lebensgeschichte. Der ganze Abend hat dadurch etwas analytisches.“ (Andreas Schnell, Bremen Zwei, 17. Juni 2023)

    „Es sind Szenen wie diese, oder der zeitverzögerte Bruch zwischen Mutter und Tochter nach dem Tod des Vaters, die den Abend emotional so aufwühlend machen. Und es ist das sonderbar ungreifbare Verschwimmen der Ebenen, die ihn von Szene zu Szene immer noch klüger werden lassen. Denn tatsächlich wabert auf der Diskursebene alles zugleich in seiner grässlichen Vielstimmigkeit: Ausbeutung, Rassismus, bürgerliches Glücksversprechen und bürgerlicher Selbsthass, Generationenkonflikte und Lebenslügen. […] „Mach es gut! Geschichte eines Arbeitslebens“ ist so klug wie wahr und herzlich – und eine Zumutung an das bürgerliche Selbstverständnis, die sicher nicht alle gleichermaßen fair trifft, aber ganz sicher doch allen beim Verstehen hilft, was hier gerade sehr grundsätzlich schiefläuft.“ (Jan-Paul Koopmann, Kreiszeitung, 21. Juni 2023)

    „Nur auf den ersten Blick mag es deshalb irritieren, dass Tina Keserović, die als Maja den Abend mit ihrem intensiven Spiel ganz wesentlich trägt, in einem polternden Rap noch einmal das Verhältnis von oben und unten, von Arbeit und Profit beleuchtet, einschließlich der globalen Konkurrenz der Kapitale – und dem Misstrauen, das Theater, stellvertretend für die sogenannte Hochkultur, wolle sich womöglich doch nur schmücken mit einer migrantischen Heldin. ‚Während draußen diese Menschen (…) durch Fleiß, Resilienz und Schweiß, den Tribut an Deutschland zollen. Mach es gut, Veränderung muss man wollen.‘“ (Andreas Schnell, nachtkritik, 17. Juni 2023)