Schauspiel

Kleines Haus

The Art of Arriving

Ein Deutschland-Crashkurs
von Lola Arias mit Kindern

Was sind die ersten Wörter, die man hier lernen muss? Wie sich den Anderen anpassen? Und wie lebt man eigentlich in zwei Ländern gleichzeitig: einem innerhalb des eigenen Zuhauses und dem anderen außen vor der Haustür?
Wenn eine Familie auswandert sind die Kinder die ersten, die sich in der neuen Welt zurecht finden, sie verstehen. In der Schule lernen sie die Sprache, die Geschichte, die Gewohnheiten und verwandeln sich in wenigen Monaten in die Übersetzer ihrer Eltern. Sie begleiten sie zum Arbeitsamt, zum Supermarkt, zum Arzt und müssen oftmals komplizierte Sachverhalte übersetzen. Mit zehn, zwölf Jahren tragen sie große Verantwortung auf ihren Schultern: Sie kennen genauestens die Krankheit ihrer Mutter, das Gehalt ihres Vaters oder die bürokratischen Abläufe, um Arbeitslosengeld zu beantragen.
Am Beispiel von bulgarischen Kindern, deren Herkunftsland im Gegensatz zu Deutschland zu den ärmsten der EU gehört, entwickelt Lola Arias ein szenisches Tutorial, das deren Erfahrungen im Spiel mit deutschen Kindern widerspiegelt.

Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause

  • Mit Yozer Ahmed, Alisia Emilova, Asavela Gabrielli, Emilia Mattukat, Richard Mattukat, Izel Sthilyanov, Dzhaner Sprostranov, Julia Sol Wolff, Emil Yuseinov, Emilia Yuseinova
    Regie/ Text Lola Arias
    Kindercoaching Nathalie Forstman
    Bühne Dominic Huber
    Kostüme Alexandra Morales
    Video Mikko Gaestel
    Musik Ulises Conti
    Licht Tim Schulten
    Dramaturgie Sabrina Bohl
    Produktionsleitung Nathalie Forstman, Christiane Renziehausen
  • „Regisseurin Lola Arias hatte nämlich bereits in ihrer vergangenen Produktion mit Bremer Obdachlosen gezeigt, dass sie den Alltag gesellschaftlicher Randgruppen ohne Betroffenheitsgestus und Mitleidheischen zu inszenieren versteht. Ihre Abende sind keine Spendenaufrufe, sondern Dokumentationen, und ihre Akteure keine Bittsteller, sondern selbstbewusste Erzähler. Und als solche gewähren die elf Kinder in „The Art of Arriving“ dem Bremer Publikum interessante Einblicke in ihre Geschichte und ihre Gegenwart.“
    Johannes Bruggaier, Kreiszeitung, 14. Juni 2015

    „Dabei steht ihnen ein spektakuläres Bühnenbild zur Verfügung. So dient als Videoleinwand ein überdimensionaler Spiralblock, dessen kleines Pendant auf einem Schreibtisch am linken Bühnenrand liegt. Mit jedem Umblättern am Schreibtisch werden auf der Leinwand neue Sätze, Zeichnungen oder Landkarten auf die weiße Fläche sichtbar.“
    Johannes Bruggaier, Kreiszeitung, 14. Juni 2015

    „Mit spielerischer Souveränität berichten sie von Behördengängen und Arztbesuchen, von ihrer alltäglichen Dolmetscherarbeit für die oft hilflosen Eltern. ‚Beim Jobcenter‘, sagen sie, ‚musst du immer freundlich sein, dich gut anziehen und vor allem vorher die Zähne putzen!‘“
    Johannes Bruggaier, Kreiszeitung, 14. Juni 2015

    „Es ist beeindruckend, mit welcher Professionalität diese Kinder von diesem Alltag erzählen. Mit wie viel Witz und Sprachgewandtheit sie die Perspektiven ihrer Eltern, Lehrer oder Behördenvertreter zur Geltung bringen. Und mit welcher Selbstironie sie zwischenzeitliche Aussetzer überspielen. „The Art of Arriving“, das sind eineinhalb Stunden pure Theaterfreude.“
    Johannes Bruggaier, Kreiszeitung, 14. Juni 2015

    „Dass die Premiere im Kleinen Haus zu einem bunten und ausgesprochen fröhlichen Ereignis wurde, ist der Regie von Lola Arias geschuldet: Sie organisierte das multimediale Ereignis, bei dem die Kinder mit großer Lebenstüchtigkeit mancher Not trotzen.“
    Sven Garbade, Weser Kurier, 15. Mai 2015

    „Dokumentarisches Theater, bei dem echte Menschen unverstellt aus ihrem Leben berichten, genießt nicht nur auf hiesigen Bühnen breite Aufmerksamkeit. Doch die Gratwanderung vorbei an leerer Betroffenheit, hilflosem Mitleid oder gar peinlicher Elends-Show gelingt selten so herzerfrischend wie jetzt in der neuen Inszenierung von Lola Arias im Kleinen Haus.“
    Sven Garbade, Weser Kurier, 15. Mai 2015

    „Für Trübsal bleibt an diesem Abend keine Zeit, denn die Kinder, die übrigens allesamt ein klar artikuliertes Deutsch sprechen, unterhalten das Publikum mit immer neuen Verwandlungen.“
    Sven Garbade, Weser Kurier, 15. Mai 2015

    „Die Kinder beweisen viel Kreativität bei ihrem Unternehmen, die Welt inklusive aller Schrecknisse einfach munter nachzuspielen. So ist die Bühne (von Dominic Huber) als ein Video-Studio konstruiert, in dem die Akteure in digitale Kulissen hineinspringen und genauso schnell wieder herauspurzeln können.“
    Sven Garbade, Weser Kurier, 15. Mai 2015

    „Als Zuschauer kann man sich dem Charme, der Schönheit, der Intelligenz dieser jungen Menschen kaum entziehen. Nach Ende der umjubelten Aufführung fasste Intendant Michael Börgerding das Konzept mit den Worten zusammen: Man wolle den Kindern Momente zur Selbstermächtigung ermöglichen.“
    Sven Garbade, Weser Kurier, 15. Mai 2015