Was tun eigentlich unsere Regisseur*innen ...

... jetzt, wo sie nicht probieren können? Nina Mattenklotz, die eigentlich am 17. April mit Schäfchen im Trockenen Premiere im Brauhauskeller hätte, lehrt, lernt, liest. Eine Mail an Michael Börgerding ....

Lieber Michael,

… ich lese Eure Heimat ist unser Alptraum, herausgegeben von Hengameh Yaghoobifarah und Fatma Aydemir,  vor mir liegen außerdem Sprache und Sein von Kübra Gümüsay und Yalla, Feminismus von Reyhan Şahin, auch bekannt als „Dr. Bitch Ray“.
Außerdem habe ich endlich Unsere Seelen bei Nacht von Kent Haruf zu Ende gelesen und mochte diesen kleinen, feinen Roman.

Meine neue Tätigkeit als Lehrerin für meine 8-jährige Tochter und die Betreuung der anderen Tochter (4 Jahre) erlaubt mir aber leider gar nicht allzu viel Lesezeit.
Diese neue Realität beweist, was ich schon wusste: Ich bin nicht gut als Vollzeit-Mutter. Aber es ist toll, meine Kinder noch besser kennenzulernen. Es ist interessant, in das Leben, das meine Mutter gelebt hat, einzutauchen. Es ist zeitintensiv und meine Arbeit am Theater fehlt mir. Es ist interessant zu erfahren, dass all die Feuilleton-Artikel Recht haben: Die Kinder lernen heute ganz anders, als ich gelernt habe und ich fühle mich alt, weil ich an Disziplin und Erfolg denke, wenn ich sehe, wie meine Tochter das Kleine Einmaleins noch nicht kann, obwohl sie doch schon in der dritten Klasse ist. Ich lerne also neue Wege, was immer gut ist.

Ich versuche in Kontakt zu bleiben mit meinen Arbeitspartnern. Schreibe viele Mails, bekomme viele Artikel, höre Podcasts und versuche, am Abend zum Leben zu erwachen, wenn die Kinder schlafen.

Ich denke darüber nach, was für ein Potential in dem kollektiven Virus-Erlebnis steckt und was das für meine Arbeit bedeutet.

Ich entwickle verschiedene Projekte mit Freunden, Arbeitspartnern und meiner Familie in NRW. Wir schreiben uns reihum Geschichten zu verschiedenen Themen und ich erfahre nie Erfahrenes.

Für nächste Woche liegt das Projekt Shakespeare auf meinem Schreibtisch. Im Sommer 2021 mache ich Wie es Euch gefällt, also nehme ich mir vor, alle Komödien noch einmal zu lesen.

Und ich finde wir sollten Vorschläge für digitale Projekte sammeln. Ich könnte mit Karin was überlegen - was denkst du? Ich finde Geschichten in dieser Zeit gut, mag das neue Projekt vom DT…

Schön, von Dir zu hören,
Herzlich,
NINA