Schauspiel

Theater am Goetheplatz

Die zehn Gebote

nach den Fernsehfilmen Dekalog 1  – 10 von
Krzysztof Kieślowski und Krzysztof Piesiewicz
Regie: Dušan David Pařízek

„Wenn ich das Wort Moral höre, muss ich den Raum verlassen.” (Krzysztof Kieślowski) –– Kieślowskis Filme aus den 1980er Jahren, die die biblischen Zehn Gebote aus heutiger Sicht reflektieren, sind heute Kult. In allen geht es um gewöhnliche Menschen, die vor aktuellen ethischen Entscheidungen stehen: Sie sind besessen von Liebe, Egoismus und Habgier, sie glauben an sich, zweifeln an Gott, töten. Ein Lebensraum verbindet Schicksale derer, welche oft für das Zusammensein keine Zeit mehr haben. „Passt auf, neben Euch leben andere Menschen. Das, was Ihr tut, betrifft nicht nur Euch, sondern auch die, die Euch nah sind oder auch etwas weiter weg und deren Anwesenheit Ihr überhaupt nicht vermutet”, beschreibt Kieślowski diesen Zusammenhang. Der tschechische Regisseur Dušan David Pařízek, der zehn Jahre das Prager Kammertheater überaus erfolgreich geleitet hat und heute in Zürich und Düsseldorf künstlerisch zu Hause ist, untersucht mit seiner Bearbeitung große Leidenschaften, zwischenmenschliche Tragödien und Komödien unserer Stadt.

Dauer: ca. 3 Stunden 30 Minuten, eine Pause

  • „Schlichtes Theater, ganz konzentriert, ganz pur. Stilles Erzähltheater, das die Bilder erst im Kopf der Zuschauer entstehen lässt. Und das doch radikaler ist, aggressiver und irritierender als so manche Bühnenbilderschlacht. (…) Er [Dusan David Parizek] setzt auf das Theater als Ort der Selbstverständigung. Das Saallicht bleibt an, dreieinhalb Stunden lang, und die Bühne bleibt leer, zumindest fast: kein Bühnenbild, kaum Requisiten, nur Schauspieler, die einzeln aus dem Parkett nach oben treten, gekleidet wie gewöhnliche Theaterzuschauer. Das Signal: Hier und heute, im Jetzt des Live-Mediums Theater, geht es um uns alle, um die Gemeinschaft der Anwesenden.“
    Tobias Becker, Spiegel online, 5. Mai 2014

    „‚Die zehn Gebote‘, die der Regisseur Dusan David Parizek und die Dramaturgin Viktorie Knotková nach den Geschichten und Fernsehfilmen ‚Dekalog 1-10‘ von Krzysztof Kieslowski und Krzysztof Piesiewicz aus dem Polnischen für die Bühne umgestaltet haben, werden in der Bremer Inszenierung zu einem intensiven und gleichsam bewegenden Theaterabend.“
    Uwe Damann, Weser Kurier, 5. Mai 2014

    „Regisseur Dusan Parizek hat das Stück radikal reduziert inszeniert. Aber es funktioniert. Und das liegt an der unbändigen Kraft der Schauspieler und an der Wucht dieser Geschichten. Die Geschichten sind unheimlich spannend und entwickeln einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. (…) Also – ein tolles berührendes Theatererlebnis.“
    Margit Ekholt, Radio Bremen, 5. Mai 2014

    „Großartig an diesen stillen schlichten Erzählungen ist ihre schiere Macht über das Publikum. (…) Im Theater wird Zuhören wieder möglich und damit das Nachdenken über die Sinnhaftigkeit moralischer Regelvorschriften.“
    Johannes Bruggaier, Kreiszeitung, 5. Mai 2014

    „Regisseur Dusan David Parizek und seinen zehn Darstellern gelingt Mitreißendes. Die Schauspieler stehen allein auf der leeren Bühne. All ihr Können ist gefragt, um mit Spiel, Mimik und Gestik die Bilder im Kopf des Publikums entstehen zu lassen. Sehenswert!
    Corinna Laubach, BILD, 5. Mai 2014

    „Im Theater am Goetheplatz hat sich der tschechische Regisseur Dusan David Parizek nun daran gemacht Kiesloswkis Werk zu einem Theaterabend zu machen, der immerhin noch dreieinhalb Stunden dauert. In dieser Zeit fordert der Regisseur nicht nur sein Publikum: Acht der zehn Szenen in „Die zehn Gebote“ sind Monologe (…). Harte Arbeit also für das zehnköpfige Ensemble, das seine Aufgabe allerdings souverän meisterte.
    Dabei sorgte vor allem Routinier Martin Baum für ein glänzendes Finale (…). Beeindruckend auch der Auftakt, in dem Johannes Kühn die Geschichte eines Jungen erzählt, der beim Schlittschuhlaufen ums Leben kommt, weil das Eis einbricht.
    Andreas Schnell, Delmenhorster Kreisblatt, 5. Mai 2014

    „Es spricht sehr für das Bremer Ensemble, dass es imstande ist, alle Positionen so zu füllen, dass die Inszenierung ihre Spannung weitestgehend halten kann. Gerahmt wird sie von zwei schauspielerischen Glanzstücken: Johannes Kühn erzählt zu Beginn die Geschichte eines technikgläubigen Vaters und seines Sohnes, der beim Schlittschuhlaufen stirbt, weil das Eis einbricht – dabei hatte der Vater penibel ausgerechnet, dass es das dreifache Gewicht des Jungen tragen müsste. (…) Dem Beginn mehr als ebenbürtig ist das Finale: Martin Baum gelingt es, die hinreißende schwarze Komödie zum zehnten Gebot mit ihren grotesken Verschlingungen um eine wertvolle Briefmarkensammlung (…) zum Leben zu erwecken.“
    Andreas Schnell, Nordwest Zeitung, 5. Mai 2014

    „Dreieinhalb Stunden Texttheater, ganz konzentriert und still und pur, auf fast leerer Bühne: Das stellt sich manch einer schrecklich vor. In Bremen ist es unvorstellbar schön.“ Tobias Becker, Anke Dürr und Wolfgang Höbel, SPIEGEL ONLINE, 5. Januar 2015

    „Das liegt an guten Schauspielern wie Martin Baum und Lisa Guth, vor allem aber liegt es am Konzept des Regisseurs Dušan David Parizek […] In Bremen hat Parizek die Filmklassiker "Dekalog 1-10" zu zehn Theatermonologen verdichtet, durchbrochen von nur wenigen dialogischen Szenen. Nichts lenkt ab von den moralisch vertrackten Geschichten, die die Schauspieler vorstellen, nicht mal die Schauspieler selbst. Sie erzählen sie mehr, als dass sie sie spielen, ganz behutsam, ganz zurückgenommen […] Es ist ein Abend, der an eine Therapierunde erinnert. Parizek lässt das Saallicht brennen, dreieinhalb Stunden lang, um zu signalisieren: Hier und heute, im Jetzt des Live-Mediums Theater, geht es um uns alle, um die Gemeinschaft der Anwesenden. Er nutzt das Theater als Ort der Entschleunigung, der Besinnung - und der Selbstverständigung. tob" Tobias Becker, Anke Dürr und Wolfgang Höbel, SPIEGEL ONLINE, 5. Januar 2015