Special

Brauhaus

Ein Stück Gegenwart. Salon zu neuer Dramatik

Wounds Are Forever
Lesung und Gespräch mit Sivan Ben Yishai

In der Reihe: „Ein Stück Gegenwart. Salon zu neuer Dramatik“ kommt Sivan Ben Yishai ins Theater Bremen. Sie untersucht in ihren Stücken das Gewaltvolle im Verhältnis von Individuum und Gesellschaft: diskursiv, feministisch und stets mit bitterem Humor. Die vielfach ausgezeichnete Theaterautorin ist u. a. Dramatikerin des Jahres 2022 (Theater heute), Gewinnerin des Mülheimer Dramatikpreis 2022 und des Theaterpreis Berlin 2023. Am Donnerstag, dem 26. Oktober ist sie um 20 Uhr im Brauhaus zu Gast und performt Teile aus ihrem 2021 erschienenen Theaterstück „Wounds Are Forever“ (Selbstportrait als Nationaldichterin).
Israel 2014. Ein Land, zwei Leben, das eine gewaltsam beendet, das andere im Aufbruch: Der Jugendliche Muhammad wurde eben ermordet, aus politischer Rache, die Protagonistin Sivan wartet auf ihren Transport zum Flughafen, One-Way-Ticket, neues Leben, Deutschland. Aber vor dieser Ausreise wird die historische Backstory erzählt. Die Autorin leiht der ambivalenten Heldin dafür ihren eigenen Namen und schickt sie auf eine so aberwitzige wie schmerzhafte Odyssee, die 1938 in Nazi-Deutschland beginnt und schließlich nach „Falastin“ führt, ins umkämpfte gelobte Land. Sivan mutiert dabei von der Holocaustüberlebenden zur Partisanin in den sowjetischen Wäldern und weiter zur wild entschlossenen Zionistin. Sie wird zur überlebensgroßen Figur, zum Körper der kollektiven Erfahrungen, zur leidenschaftlichen und radikalen Ideenträgerin, zu Opfer und Täterin gleichermaßen. Brutal, komisch, rasant und politisch macht Sivan Ben Yishai die Historie dabei zur Kulisse, vor der wir unser eigenes Verhältnis zu dieser problematischen Vergangenheit, ihren Wunden und unserem Diskurs darüber neu verhandeln können.

11. September: Amir Gudarzi
26. Oktober: Sivan Ben Yishai
12. Dezember: Selma Kay Matter