Musiktheater

Theater am Goetheplatz

Alcina

Dramma per musica in drei Akten
von Georg Friedrich Händel
nach Motiven aus Ludovico Ariosts Epos „Orlando furioso“
Musikalische Leitung: Marco Comin
Regie: Michael Talke

Viele Männer hat die mächtige Zauberin Alcina bereits verführt. Ebenso viele hat sie, nachdem die Reize der Lust erloschen, in Naturgeschöpfe verwandelt. Ein Schicksal, das Ruggiero, ihrem neuen Liebhaber, vielleicht auch geblüht hätte, wenn seine Verlobte Bradamante nicht um ihn kämpfen würde. Doch es geht um mehr als um eine mit Magie angereicherte Geschichte eines Seitensprungs. Dirigent Marco Comin und Regisseur Michael Talke, die ihre mit „Ein Maskenball “ in der letzten Spielzeit begonnene Zusammenarbeit fortführen, richten ihren Fokus auf die Gegensätze, die im Kern von Händels Oper um- und miteinander ringen: die Welt der vernunftorientierten, geordneten Moral gegen die des schönen Scheins und des intensiven Gefühls. Und mittendrin verwirrte Charaktere, die versuchen zwischen diesen Extremen ihren Weg zu finden, ohne sich dabei selbst zu verlieren. Wie viel Ordnung braucht der Mensch und wie viel Freiheit verträgt er?

Das Programmheft der Produktion können Sie sich hier herunterladen.

  • Alcina Marysol Schalit
    Ruggiero Ulrike Mayer, Melina Meschkat
    Morgana, Alcinas Schwester Nerita Pokvytytė, María Martín González
    Bradamante, Ruggieros Verlobte Candida Guida
    Oronte, Morganas Geliebter Luis Olivares Sandoval
    Melisso, Freund von Ruggiero und Bradamante Stephen Clark
    Statisterie des Theater Bremen, Opernchor des Theater Bremen, Bremer Philharmoniker

    Musikalische Leitung Marco Comin, Killian Farrell
    Inszenierung Michael Talke
    Bühne Thilo Reuther
    Kostüme Regine Standfuss
    Licht Christian Kemmetmüller
    Chor Alice Meregaglia
    Dramaturgie Dany Handschuh
  • „Am Goetheplatz hat Regisseur Michael Talke sich mit wunderbar leichter Hand dieses Stoffs angenommen und daraus eine bei ihrer Premiere am Sonntag umjubelte Version gefertigt, die zudem von viel Zwischenapplaus für sängerische Einzelleistungen begleitet wurde. Zu recht. Alles an dieser drei Stunden dauernden, temporeichen und kurzweiligen Produktion ist gelungen, weil alles einfach großartig aufeinander abgestimmt ist. […] Marysol Schalit überstrahlt alles mit ihrer eindringlichen Interpretation der Zauberin, die ihre Kraft und Jugend verliert, weil sie zum ersten Mal aufrichtig liebt und zurückgewiesen wird. Mit ihrem starken, klaren und wandlungsreichen Sopran meistert sie mühelos auch die schwierigsten Koloraturen und Intervallsprünge. Ihre Interpretation des schmerzensvollen ‚Ah! Mio cor‘ gerät in ihrer sängerischen wie darstellerischen Intensität zu einem der Höhepunkte des Abends. […] Weniger Nebenrolle denn zweite Hauptrolle spielt Ruggiero, von Ulrike Mayer mit vollem und versiertem Alt differenziert gesungen.[…] Die dritte Hauptrolle spielen klar die in kleiner Besetzung angetretenen Philharmoniker samt Continuo-Gruppe, die Marco Comin mit bewundernswerter Präzision dirigiert. Den Farbenreichtum der Händelschen Musik arbeitet er fein heraus.“ (Iris Hetscher, Weser-Kurier, 12. November 2019)

    „Es ist vor allem der Abend von Marysol Schalit, die die männerverschlingende Alcina in makellosem Gesang und den Prozess ihres Untergangs erschütternd zeigt, den Untergang einer liebenden und verwundbaren Frau. Es ist auch der Abend von Ulrike Mayer als Ruggiero, die es schafft, mit ungemein vielen sängerischen Facetten – vor allem auch traumschön „Verdi Prati“ – ein berührendes Porträt seiner Verführung und seiner Reue zu zeigen. […] Dazwischen lässt Talke die Emotionen der Musik regelrecht toben, die in der Interpretation der Bremer Philharmoniker unter der Leitung von Marco Comin mit ergreifender Intensität verführerisch schön rüberkam: Klangfarben, Rhythmen, Solostellen. [… ] Ein schöner, ein großer Abend.“ (Ute Schalz-Laurenze, Neue Musikzeitung, 11. November 2019)

    „Es war ein Sängerfest, was da am Sonntag im Theater am Goetheplatz zu erleben war. Das Bremer Theaterensemble demonstrierte eindrücklich, dass die 1735 uraufgeführte Oper „Alcina“ von Georg Friedrich Händel auch heute die Herzen des Publikums erreichen kann: Mit ungetrübtem Jubel feierte dieses die Premiere. […] Marysol Schalit spielt den Wechsel von einer überlegen agierenden zu einer immer stärker zweifelnden und verzweifelten Frau mit starker Bühnenpräsenz. […] Mit dem Ruggiero (Ulrike Mayer) hat Alcina einen ebenso starken Gegenpart[…].Gastsängerin Candida Guida (Bradamante) fügt sich gut in das vorzüglich spielende Ensemble ein und gefällt mit ihrem in der Mittellage ungewöhnlich klingenden Mezzo. […] Nerita Pokvytytè (Morgana) setzt das Koloraturfeuerwerk der Bremer Kolleginnen bravourös fort und beweist erneut ihre Fähigkeit und Lust, sich auf der Bühne mit Körpergefühl zu bewegen. Luis Olivares Sandoval (Oronte) wählt für die Koloraturen einen stilistisch anderen Zugang und setzte seinen wunderschönen Tenor kraftvoll ein. Aufhorchen lässt Stephen Clark mit metallischem Bass als Melisso, der von Alice Meregaglia einstudierte Opernchor singt kraftvoll, homogen und diszipliniert.“ (Markus Wilks, Kreiszeitung, 12. November 2019)

    „Talke schafft es mit Bravour, diese psychoanalytische Reise effektvoll auszugestalten. Die Kostüme von Regine Standfuss arbeiten geschickt mit dem Farbkontrast zwischen der beider-grauen bürgerlichen Welt Bradamantes und dem knallrosa Zauberreich Alcinas. […] Ausgesprochen stimmig ist das akzentueiret Bühnenbild von Thilo Reuter, das die überbordende Zauberwelt Alcinas durch morbide Stillleben des holländischen Malers Otto Marseus von Schriek konterkariert und damit den barocken Vanitas-Gedanken zum Ausdruck bringt. Auch musikalisch kann das Bremer Ensemble überzeugen. […]Was bleibt, ist ein äußerst kluger und sehenswerter Opernabend.“ (Cornelius Runtsch, taz, 23. November 2019)

    „Mit der Alcina hat Marysol Schalit eine weitere Partie erarbeitet, die ihr perfekt in der Kehle liegt und in der sie ihren so charmant timbrierten Sopran virtuos einsetzen kann. Da auch Ulrike Mayer (Ruggiero) in der Premiere meisterhaft mit viel Klang und Ausdruck sang, ergaben sich viele Momente voller Opernzauber. […] Die Bremer Philharmoniker gaben den Sängern eine jederzeit perfekte Basis für ihren Gesang. Gastdirigent Marco Comin wählte vorbildlich aufeinander abgestimmte Tempi und sorgt für einen zugleich warmen wie transparenten Klag, aus dem sich ein federnder, luftiger Händel-Ton ergab.“ (Markus Wilks, foyer, 01/2020)