Schauspiel

Theater am Goetheplatz

Lazarus

Ein Musical von David Bowie und Enda Walsh
Nach dem Roman „The Man Who Fell to Earth“ von Walter Tevis
Deutsch von Peter Torberg
Regie: Tom Ryser
Musikalische Leitung: Yoel Gamzou

„Wir brauchen keine anderen Welten, wir brauchen Spiegel.“ (Stanisław Lem) — Seit er 1976 Thomas Jerome Newton in dem Science-fiction-Film „The Man Who Fell to Earth“ verkörperte, ließ ihn die Figur nicht mehr los. David Bowie versuchte immer wieder, diese Geschichte weiterzudenken und in eine neue Kunstform zu transformieren. Der Außerirdische, der auf die Erde kommt, um Wasser für seinen sterbenden Planeten zu holen, seine Seele aber an die Ablenkungen des irdischen Lebens verliert, sich mit Gin und Fernsehen betäubt und sich nach nichts so sehr sehnt wie nach dem erlösenden Tod, sollte der Stoff sein, aus dem David Bowies erstes Musical gemacht ist. Am Ende seines Lebens ist es ihm gelungen. Gemeinsam mit dem Dramatiker Enda Walsh entstand das Musiktheaterstück „Lazarus“. Kein gewöhnliches Best-of-Musical, sondern eine poetische Meditation über die Sinnhaftigkeit menschlichen Daseins, zu der David Bowies Songs in zauberhafter Symbiose den Soundtrack bilden. Eine Symbiose, die sich in der kontinuierlichen Zusammenarbeit des Regisseurs Tom ­Ryser mit dem musikalischen Leiter Yoel Gamzou widerspiegelt.

Präsentiert von Bremen Zwei

Hier können Sie sich den Programmzettel zu "Lazarus" herunterladen:
Programmzettel Lazarus

  • Newton Martin Baum
    Valentine Alexander Angeletta
    Mädchen, später Marley Nerita Pokvytytė
    Elly Claudia Renner
    Teenage Girl / Japanerin KaEun Kim
    Teenage Girl / Maemi Lucca Züchner
    Teenage Girl Lotte Rudhart
    Michael Siegfried W. Maschek
    Ben Emil Borgeest
    Zach Bastian Hagen
    Band Hans-Jürgen Osmers
    Thorsten Drücker, Andy Einhorn, Heiko Pape, Andy Pilger, Matthias Schinkopf, Tammo Pitters, Pablo Ortega, Stefan Hadjiev

    Regie Tom Ryser
    Musikalische Leitung Yoel Gamzou
    Ausstattung Stefan Rieckhoff
    Choreographie Lillian Stillwell
    Licht Christian Kemmetmüller
    Dramaturgie Simone Sterr
  • „Das größte Pfund von „Lazarus“ sind aber natürlich die 17 Songs. […] mit der siebenköpfigen, mal grandios rockenden, mal edel groovenden Band (musikalische Leitung: Yoel Gamzou) […] Stimmlich unschlagbar ist selbstredend Sopranistin Nerita Pokvytyté aus dem Musiktheaterensemble als „Mädchen“. Sie ist für die leiseren, eher minimalistisch arrangierten Songs verantwortlich und rührt beispielsweise mit einem wunderbar eindringlichen „Life on Mars“. Sie überzeugt zudem schauspielerisch mit mal verspielter, mal tragischer Note, und erstaunlich gelenkig ist Pokvytyté zudem. Alexander Angeletta kommt als Liebesmörder Valentine derart charismatisch über die Rampe. […] Claudia Renner hinterlässt bei ihrem ersten Engagement am Theater Bremen einen starken Eindruck als Assistentin Elly; auch gesanglich bei ihrer Version von ‚Changes‘. […] Viel Applaus, sehr viel für die Band.“
    (Iris Hetscher, Weser Kurier, 10. Juni 2018)

    „Das Kopfkino eines Sterbenden – auf der Bühne wird das mit wenigen Mitteln effektvoll umgesetzt. […] Mit seinem Musical wollte Bowie einen Kinofilm fortsetzen, in dem er 1976 einen Außerirdischen spielte: Der wird auf der Erde zwar reich und erfolgreich, aber niemals heimisch. Ein Mensch nicht von dieser Welt, eine tragische Figur zwischen den Welten, umgeben von Freaks, Mördern, verlorenen Liebschaften. Immerhin wartet im Musical am Ende die Erlösung auf ihn: Er entkommt auf einer langen Leiter in die unendlichen Weiten des Weltalls. Zurück bleibt ein begeistertes Premierenpublikum. Kein typisches Musical und erst recht kein normales Bowie-Konzert. Sondern spektakuläres Kopf-Kino begleitet von einer großartigen Band. Mit sehr gut vereinten Kräften hielt das Ensemble David Bowie stets präsent. Oft ganz dem Publikum zugewandt – der Funke ist übergesprungen.“
    (Christine Gorny, Radio Bremen, 10. Juni)

    „Solch einen Jubel hat man am Bremer Theater lange nicht gehört. Wenn Martin Baum alias Newton am Schluss endlich die lange Leiter erklimmt und zurück ins All entschwindet, entfaltet „Lazarus“ seine ganze Größe.[…] In vielen rätselhaften Sequenzen zwischen Traum und Wirklichkeit ertönen Bowies Welthits wie ‚Absolute Beginners‘, ‚This is not America‘, ‚Lost in time‘ oder ‚Heroes‘. Großartig arrangiert und von einer Rockband leidenschaftlich gespielt. Vor allem Martin Baum glänzt dazu mit seinen Interpretationen. Doch dieser Abend passt in keine Schublade - das ist seine Stärke. Großer Jubel!“
    (Corinna Fuchs-Laubach, Bild, 10. Juni 2018)

    „Die Regie von Tom Ryser versucht nicht, die Bestandteile der etwas abstrusen Handlung in einen logischen Ablauf zu bringen. […] er verbindet die 17 Songs von David Bowie zu einem abwechslungsreichen und bewegungsintensiven Pastiche.“ […] Herzstück der Produktion sind die hinreißenden Songs von Bowie. Da gibt es traumhaft schöne Balladen, fetzige Rock-Songs und tanzbare Up-Tempo-Nummern. Sie stammen aus verschiedenen Alben. Jeder Song ist ein Volltreffer! Das Quartett ‚Absolute Beginners‘ ist dabei ein besonderer Höhepunkt. Die siebenköpfige Band leistet Hervorragendes. Die Musiker sorgen für einen mal prallen, mal intimen Klang, der keine Wünsche offen lässt. Das gilt auch für die gesanglichen Leistungen. Wie sich Martin Baum als Thomas Newton die Songs von David Bowie zu eigen gemacht hat, ist schlicht bewundernswert. Nerita Pokvytyté als ‚das Mädchen‘ begeistert nicht nur mit der schönsten Stimme des Abends, sondern auch damit, wie sie ihren ausdrucksvollen Sopran an den Stil der Songs anschmiegen kann sowie mit einer geradezu akrobatischen Körperbeherrschung. Eindrucksvoll gestaltet Claudia Renner ihren Part der Elly.“
    (Wolfgang Denker, Nordwest Zeitung, 11. Juni 2018)

    „In Bremen scheint Regisseur Tom Ryser mehr zu wollen, als Kunst mit Verweisen auf die Biografie des Kunstschaffenden [David Bowie] zu erklären. Er verzichtet auf jedwede Imitation. Die wohl kürzeste Ouvertüre der Musiktheatergeschichte, ein energisches Rockriff, deutet sogleich den Geist der musikalischen Aneignung an. Eine hereinwehende Engelsstimme verweist auf das das Thema des Abends. Vorüberziehende Schattenfiguren führen in die Bildästhetik ein. Die Hauptrolle ist mit Martin Baum besetzt, dem König des prononcierten Sprechens im Bremer Ensemble und eben so gar kein androgynes Fabelwesen. Seine hart abgemischte, kraftvoll sicher geführte Stimme bietet jede Liedzeile mit Nachdruck und verständlich dar […] Jeder Song ist neu arrangiert (Musikalische Leitung: Yoel Gamzou). Als Glam-, Disco- und Hard-Rocker hat Bowie in Postgender-Posen ja nicht nur Popmoden mitgemacht, sondern sie mitbestimmt, Punk genau so antizipiert wie Postpunk und New Romantic. Wobei aber nicht die Kompositionen, sondern ihre klanglichen Inszenierungen das Außergewöhnliche von Bowies Kunst sind. Wenn die nun wie in Bremen neu definiert werden, bleiben nur noch gute Songs. Sehr reizvoll dabei, wie ‚The Man Who Sold the World‘ skelettiert auf die Bass-Linie daherkommt und die rhythmische Vertracktheit von ‚Dirty Boys‘ betont wird. ‚Life on Mars‘ klingt kammermusikalisch gediegen. Kunterbunt steril ins Musicalgefilde gleitet allerdings ‚Absolute Beginners‘ ab. Die extra dafür zusammengestellte Septett agiert mit unbeirrbarer Präzision, großem Einfühlungsvermögen und lässiger Könnerschaft: perfekt! Herausragend dabei, wie Thorsten Düker für jeden Song neue Spielarten und all die Rocksoloklischees seiner Gitarre entlockt. […] Vollends überzeugend […] Claudia Renner, weil sie ihre Songs organisch aus dem Spiel entwickelt, auch mit dunkel timbrierten und angerauten Passagen das Ausdrucksvermögen lebendig steigert. Gerade wenn sie ihre Rolle von der Krankenschwester Elly zur Möchtegerngeliebten Newtons verwandelt, die im Kostüm dessen Ex-Geliebter Marie-Lou ‚Changes_ singt. Toll!“
    (Jens Fischer, Die Deutsche Bühne, 10. Juni 2018)

    „Unter der Regie von Tom Ryser wird aus diesem Song-Rückblick ein Gesamtkunstwerk, in dem die Schauspieler singen, was das Zeug hält, die Sopranistin Nerita Pokvytytë sich gekonnt zurücknimmt und die großartige Band (musikalische Leitung: Yoel Gamzou) die Bowie-Songs toll arrangiert, mal etwas jazzig, mal sehr rockig, mal eher ruhig. Auf dieser theatralischen Umlaufbahn in den Bowie-Kosmos gibt es jede Menge Gänsehaut-Effekte, sogar bei den Tanzszenen im Hintergrund (Choreografie: Lillian Stillwell). Alles, was passiert, findet im Kopf des entkräfteten und zunehmend verzweifelten Newton statt.
    Martin Baum gibt diesen Alien – anders als bei der deutschen Erstaufführung – nicht als Bowie-Double. Das überzeugt, denn er haucht dieser verzweifelten Seele sehr viel mehr Leben ein als sein Düsseldorfer Kollege. […] wenn Elly (Claudia Renner), die mit „Changes“ für einen unvergesslichen Höhepunkt sorgt, abrockt, dass es eine Freude ist. […] Die Liebe siegt. Zurück bleiben die begeisterten Zuschauer, die an diesem Abend zumindest den Theater-Himmel auf Erden erlebt haben.“
    (Anne Stürzer, Nordsee-Zeitung, 11.Juni 2018)