Musiktheater

Theater am Goetheplatz

-- kein Titel --

Oper in vier Akten von Giacomo Puccini
Text von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
nach Henri Murgers Scènes de la vie de bohème
Musikalische Leitung: Markus Poschner
Regie: Benedikt von Peter

Vier Männer machen Kunst. Der eine ist Dichter, der zweite Maler, der dritte Komponist, der vierte Philosoph. Doch das Werk, das sie erschaffen, entsteht weder als Text auf Papier noch als Farbe auf Leinwand noch als Noten auf Linien – vielmehr ist es ihr eigenes Leben, das sie als Gegenstand ihrer Kunst setzen. Unaufhörlich produzieren sie Wirbel um sich selbst, hören nicht auf zu spielen, sich zu inszenieren, zu konstruieren, zu kreieren. So sehr bleibt ihr Leben dabei der Regression verhaftet, dass der Spielzeugverkäufer Parpignol darin wie ein gealterter Schatten einer von den vier Künstlern nie verlassenen Kindheit wirkt.
Egal, wie sehr die Vier sich bemühen: Es gelingt ihnen nicht, ihrer Idee von Leben Wärme einzuhauchen. Also sollen andere die Wärme in die Welt bringen: Zwei Frauen gehören zu dem Konstrukt, das die Künstler Leben nennen. Die eine, Mimì ist rein wie ein Engel, die andere, Musette, kommt als femme fatale daher und sorgt in dieser Eigenschaft permanent für Dramen. Doch ähnlich wie alles, was im „Leben“ der vier Künstler passiert, müssen auch die beiden Frauen erfunden und erspielt werden. Sie sollen Musen sein, Impulsgeber, Inspiration – am Ende muss die eine, die es vermutlich nie gegeben hat, sterben, damit endlich doch noch Kunst in Form eines Stücks Literatur entstehen kann.
Mit „La traviata“ und „La Bohème“ inszeniert Hausregisseur Benedikt von Peter in dieser Spielzeit am Theater Bremen gleich zwei sogenannte „Liebesopern“. Bei beiden entdeckt er, dass die vermeintliche Liebe eine behauptete, konstruierte und somit eine nicht gelebte ist. Was bei „La traviata“ auf bestechende Weise aus der Perspektive einer Frau erzählt ist, spitzt sich in „La Bohème“ auf vier Männer zu, die eine Idee von Liebe erfinden und sie damit zugleich vermeiden.

Dauer: 1 Stunde 50 Minuten, keine Pause